Der Emscherquellhof

Zwischen Quelle und Mündung der Emscher betreibt die Emschergenossenschaft vier Hof-Anlagen: In Holzwickede an der Emscher-Quelle und am Emscher-Weg liegt ganz idyllisch der Emscherquellhof. Auf dem Gelände der Fachwerk-Hofanlage – ehemals Lünschermannhof – befindet sich der „Quellteich“ der Emscher. Hier fließt Emscher-Wasser aus insgesamt fünf Quelltöpfen zusammen. Einige hundert Meter südwestlich des Hofes entspringt die Emscher im Hixterwald. 

Der 1801 von den westfälischen Bauernfamilien Lünschermann und Schroer in Holzwickede errichtete Emscherquellhof entsprach architektonisch ursprünglich der regionaltypischen Bauweise eines Westhellweghofes. 2004 hat die Emschergenossenschaft die Hofanlage erworben und diese unter anderem nach historischen Zeichnungen restaurieren lassen. Die Restauratoren bauten nachträgliche Inneneinbauten vorsichtig zurück und sicherten das alte Fachwerk. Zudem wurde der Hof mit einem innovativen Heizungssystem, bei dem geothermische Wärme genutzt wird, und einer intelligenten Abwasser- und Sanitäranlage ausgestattet. Das am Quellhof anfallende Abwasser wird in der „hauseigenen“ Kläranlage nachhaltig behandelt und möglichst wieder genutzt. 

Die Emschergenossenschaft möchte den Hof für die breite Öffentlichkeit öffnen und ihn nachhaltig betreiben. Die wewole-Stiftung bietet im Café an Wochenenden und Feiertagen Kaffee und Kuchen an. An wenigen Terminen im Jahr ist es sogar möglich, auf dem Emscherquellhof zu heiraten. Auf dem Hof gibt es unter anderem Informationen zum Thema Wildbienen und zum Imkern. Hier befinden sich auch die im Rahmen der Emscherkunst 2016 entstandenen “Bienenhäuser” des schwedischen Künstlers Henrik Håkansson: THE INSECT SOCIETIES (PART I). Diese sind Teil des Emscherkunstweges und ein Zuhause für Wildbienen.

Die Emschergenossenschaft

Die Emschergenossenschaft mit Sitz in Essen ist als sondergesetzlicher Wasserwirtschaftsverband eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Gegründet wurde sie 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband. Dieses Modell stand Pate für eine Reihe weiterer Wasserverbände, darunter für den 1926 gegründeten Lippeverband. Emschergenossenschaft und Lippeverband arbeiten unter dem Dach einer einheitlichen Organisationsstruktur zusammen. Die wichtigsten Aufgaben der Emschergenossenschaft sind Abwasserreinigung, Sicherung des Abflusses, Hochwasserschutz und Gewässerunterhaltung. Im 865 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Emscher zwischen der Quelle in Holzwickede und der Mündung in den Rhein bei Dinslaken leben rund 2,2 Millionen Menschen. Die Emschergenossenschaft betreibt hier unter anderem fünf Kläranlagen, 143 Pumpwerke und 352 Kilometer Wasserläufe. 

Der Emscher-Umbau

Im Jahr 1992 hat das mutige Vorhaben begonnen, einem biologisch toten Fluss inmitten des größten Ballungsraums Deutschlands neues Leben einzuhauchen. Die Emschergenossenschaft hat in einem Zeitraum von 30 Jahren rund 5,5 Milliarden Euro in das Generationenprojekt investiert. Der Umbau eines ganzen Flusssystems war eine planerische und technische Herausforderung, die auch im europäischen Maßstab ihresgleichen sucht. Auf über 80 Kilometern Länge kehrt mitten im größten Ballungsraum Europas ein Fluss zurück, der lange Zeit in weiten Teilen als offener Abwasserlauf existierte. Der Emscher-Umbau ist eines der größten Infrastrukturprojekte Europas – und eine Aufgabe mit ungewöhnlichen Dimensionen – sowohl technisch als auch finanziell. Entstanden sind unter anderem 430 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen  und vier Großkläranlagen, die heute zu den modernsten des Landes zählen. Die Artenvielfalt an der Emscher hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten durch den Emscher-Umbau bereits verdreifacht. Die einstige Köttelbecke ist seit Jahresende 2021 endgültig Geschichte, die neue Emscher eröffnet neue Chancen für blau-grünes Leben inmitten einer der spannendsten Regionen des Landes! 

Die Abwasserfreiheit ist erreicht, die Emscher-Geschichte aber noch lange nicht fertig geschrieben: Mit dem neuen Kapitel beginnt die Emschergenossenschaft gemeinsam mit ihren Mitgliedern und Partner*innen gerade erst. Nun geht es in die Phase der naturnahen Umgestaltung: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf. Das Leben kehrt an die Emscher zurück, die sauberen Gewässer werden den Menschen zurückgegeben.